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Palais am Rossmarkt
Ein Baudenkmal erhält neues Leben

Das an ein Stadtschloss erinnernde Gebäude wurde 1903 als Hauptverwaltung eines Vorläufers der Deutschen Bank errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die historische Fassade erhalten, während im Innern neue Räume entstanden, unter anderem der holzgetäfelte Vorstandssaal. Inzwischen drohen seine Proportionen von der höheren, viel spektakuläreren Umgebung bedrückt zu wirken. Selbst gegenüber der städtebaulichen Kontur, die den Rossmarkt definiert, macht das Gebäude einen  „erniedrigten“ Eindruck. Zudem lässt die Fassade nicht mehr das Qualitätspotenzial im Innern erahnen.

Um den historischen Wert des Gebäudes und seinen Charakter im städtischen Kontext wieder aufleben zu lassen, scheint es uns notwendig, dem Gebäude insgesamt wieder mehr Sichtbarkeit zu geben, es zum Stadtraum  hin einladender zu gestalten und das Innere für die heute vom Markt erwarteten Nutzungsformen neu anzulegen.

Die Entwurfsidee geht von dem Gedanken aus, in die Fassadenhülle ein neues, hochmodernes Atriumgebäude zu setzen, thermisch getrennt von den flexibel vermietbaren Mietflächen. Dabei bleiben das historische Treppenhaus und der Frankfurter Saal als Teile des Baudenkmals erhalten. Sie könnten sogar dank eigenem Zugang autark kulturell genutzt werden. Um die Qualität des Gebäudes im städtebaulichen Umfeld und damit auch den hohen Wert der Adresse neu zu beleben, präsentiert sich der historische Haupteingang zudem wieder stärker als klares, hohes Eingangstor.

Das Atrium ist als innen liegender Außenraum definiert, der mit einem Glasdach geschlossen ist. So kann natürliches Licht in massiven Mengen bis zum Boden unterhalb der Straßenebene gelangen.

Die Geschosse sind mit luftigen, offenen Fluren und dahinter liegenden „Laubengängen“ um das Atrium herum organisiert. Dadurch bewegen sich Nutzer und Besucher, ob in der Single- oder Multi-Tenant-Nutzung, in einer Atmosphäre von lebendiger Sozialität, Offenheit und Teamgeist.

Betritt man als Besucher das Foyer durch den Haupteingang, fühlt man sich aus der lauten, hektischen Stadt in eine Oase der Ruhe versetzt. Dazu trägt der sensationelle Blick auf die Krone eines immergrünen Baumes bei, der in der Mitte des etwa 7 Meter tiefer liegenden Bodengeschosses gepflanzt wird – es ergibt sich damit schon auf der Eingangsebene der gleiche Talblick wie von den höheren Geschossen.

Die bestehende nachträgliche Aufstockung aus den Fünfzigerjahren wird in neuer Form nachvollzogen, mit Anpassung an die Traufhöhe, die den Roßmarkt als Stadtplatz prägt. Dies geht einher mit einer Erhöhung der vermietbaren Flächen über 3 neue Stockwerke. Hinter der von Glas und Holz dominierten neokubistischen Konstruktion verbergen sich unmittelbar faszinierende, lichtdurchflutete Räume.

Die gleichzeitig nach oben wie nach unten ausgestellten Glasflächen der Dachkonstruktion  ermöglichen einmalige Blicke, hinunter auf die Stadt sowie hinauf auf die Hochhäuser. Durch das solitäre Design der drei neuen Dachgeschosse verteidigt das Palais seine Adressqualität gegenüber den Hochhäusern, die nur wenige Meter dahinter über 100 Meter hoch aufragen.

Die unique Form ergänzt die historische Fassade mit einem unverwechselbaren Moment, durch den das Gebäude seine Unübersehbarkeit bewahren kann. Dies lässt sich als Toleranzsymbol für den Charakter der Stadt Frankfurt verstehen, für die das direkte Nebeneinander von denkmalgeschützten Altbauten und modernen Hochhäusern typisch ist.

Die hinter der Glashaut sichtbare hölzerne Dachkonstruktion lehnt sich an gründerzeitliche Holzkonstruktionen an. Die Kombination von nachhaltigen Baustoffen, begrünter Dachterrasse und Lichtoffenheit nach allen Seiten wirbt für eine zeitgemäße Baukultur und einen aufgeschlossenen Umgang mit dem historischen Bestand. Statt einer rückwärtsgewandten Konservierung wird die Linie weitergezogen.

Der Entwurf gibt der Historie ihre Respektsposition am Rossmarkt zurück, und zugleich transformiert er sie zu einem ästhetisch neuen Leben im 21. Jahrhundert, das durch weniger hierarchische, offenere Formen der Zusammenarbeit geprägt ist.

Die neuen Hochhäuser im Hintergrund des Palais am Roßmarkt wirken mit Ihrer Architektur eines ungebrochenen Fortschrittsglaubens, ohne Grün und ohne Holz, eher wie die Nachhut einer vergangenen Zeit, die heute in den maximal verdichteten Stadtgebilden Asiens oder in den Repräsentationskulturen reicher Ölstaaten ihr Zuhause hat.

Das im Vergleich dazu eher unscheinbare Palais zeigt dagegen seine Zukunftsgewandtheit durch die zeitgenössische Auffassung einer Umbaukultur und die Bezugnahme auf die Passanten und Nutzer des Gebäudes, also auf eine menschlich funktionierende Stadt.

Projetdetails

Projekt Palais am Roßmarkt, Ideenwettbewerb für umfassende Revitalisierung (2023)
Grundstück
BGF 23 265 qm
Flächennutzung Büros, Gewerbe im Erd- und Untergeschoss, separate Räumlichkeit für kulturelle Zwecke
Besonderheit Begrüntes Atriumkonzept mit innenliegendem Außenraum und denkmalgeschützter Fassade sowie Aufstockung in Holzbauweise
Bauherr ABG Real Estate Group, HanseMerkur Grundvermögen AG

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